Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Thomas Bleck

Thomas Bleck studierte von 1980 bis 1985 Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Bankbetriebslehre und Organisation an der Universität Mannheim. Seit 2004 ist er Kaufmännischer Geschäftsführer beim Verlag Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg, der eine der größten Wissenschaftsredaktionen Deutschlands beherbergt.

FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Bleck:
Ich habe vor fast zwanzig Jahren bei Spektrum der Wissenschaft in Heidelberg angefangen und treibe seit 2004 als Kaufmännischer Geschäftsführer die Entwicklung des Verlags voran. In dieser Funktion kümmere ich mich vor allem um die Finanzen, das Controlling und die Produktion. Der Verlag publiziert neben „Spektrum der Wissenschaft“ auch Magazine zu den Themen Psychologie, Hirnforschung und Astronomie. Auch im World Wide Web sind wir mit spektrum.de natürlich vertreten.

FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Bleck:
Nach dem Studium habe ich bei AEG ein Traineeprogramm absolviert und war dort anschließend knapp zwei Jahre als Controller tätig. Danach bin ich in das Verlagswesen eingestiegen, zuerst bei Medialog in Mannheim, einem Verlag und Dienstleister zum Thema Berufswahl. Nach fünf Jahren habe ich dort den gesamten Geschäftsbetrieb vor Ort verantwortet, bevor ich nach einer Zwischenstation von knapp einem Jahr beim Beltz Verlag in Weinheim schließlich zu Spektrum der Wissenschaft gewechselt bin.

FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Bleck:
Als gebürtiger Heidelberger lebe ich seit meinem ersten Lebensjahr mit einer kurzen Unterbrechung in Mannheim, bin also ein echter „Monnemer“. Dennoch habe ich 1980 das BWL-Studium an der Universität Mannheim nicht aus Bequemlichkeit begonnen: Schon damals war die Uni in den Rankings die Nummer 1 und hat ihre Spitzenposition im Bereich BWL bis auf den heutigen Tag verteidigt. Der exzellente Ruf der Universität hat mir im Laufe meines bisherigen Berufslebens sicherlich viele Türen geöffnet. Viel wichtiger aber waren neben der reinen Wissensvermittlung die großen Herausforderungen in Mannheim, mit denen ich im Laufe des Studiums stetig gewachsen bin. Im Gegensatz zu vielen anderen BWL-Fakultäten gab es damals bis zu den Klausuren am Ende der Semester vergleichsweise wenig Zwischenprüfungen, so dass hohe Anforderungen an Studienorganisation, systematisches und selbständiges Arbeiten sowie Lerndisziplin während der Semester an die Studierenden gestellt wurden. Das Erlernen und Einüben dieser Fähigkeiten hat mir im Beruf bei der Bewältigung immer wieder neuer Aufgaben sehr geholfen.

FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Bleck:
Ich erinnere mich gerne an die humoristischen Episoden in Vorlesungen – insbesondere bei Professor von Kortzfleisch. An spannende Vorträge und Übungen, die damals interessanterweise meist von Praktikern und außerhalb des Curriculums an der Uni gehalten wurden. Und natürlich an meine Studenten-Fußballmannschaft, das Team „Eichbaum“. Auch mit den legendären „Norweger-Feten“, die es noch heute gibt, verbinde ich schöne Erinnerungen.

FORUM: Die innovative Wissensvermittlung ist ein vieldiskutiertes Thema. Die Mission Ihres Verlages ist es, aktuelle Forschungsergebnisse verständlich zu vermitteln. Sehen Sie hier Nachholbedarf an Universitäten?
Bleck:
Der Nachholbedarf an Universitäten ist meiner Meinung nach sehr groß. Das hat zum einen damit zu tun, dass sich die Universitäten verstärkt um Drittmittel für Forschungszwecke bemühen müssen. Dazu ist es aber notwendig, Unternehmen, Stiftungen und Sponsoren verständlich darlegen zu können, was erforscht werden soll und anschließend zu welchen Ergebnissen diese Forschung geführt hat. Zum anderen besteht auch seitens der Öffentlichkeit immer stärker der Wunsch zu erfahren, was mit den nicht unerheblichen Steuermitteln, die in die Hochschulausbildung fließen, passiert. Die Fähigkeit, Forschungsergebnisse allgemein verständlich einer breiteren Öffentlichkeit darzustellen, wird aber den Studierenden an den Hochschulen in der Regel nicht vermittelt. Wir sehen das im Verlag auch daran, dass die von unseren Fachredakteuren durchgeführten „Schreibwerkstätten“ sehr schnell ausgebucht sind. Eine Nachfrage seitens der Studierenden ist also da.

FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Bleck:
Vier Punkte: Für Studierende, die Karriere machen wollen, ist heute ein Semester im Ausland oder zumindest ein längeres Auslandspraktikum absolute Pflicht. Das gilt für alle Fachrichtungen. Zweitens sollten sie sich frühzeitig Online-Knowhow aneignen. Den Einflüssen des Internets auf ihre Produkte und Geschäftsmodelle wird sich kein Unternehmen auf Dauer entziehen können. Drittens würde ich angehenden Studierenden, die sich nicht sicher sind, ob der Studiengang BWL der richtige für sie ist, raten, vor dem Studium eine kaufmännische Lehre in Erwägung zu ziehen, da das heutige Bachelor-Studium nur noch wenig Raum für längere Praktika zum Erwerb wichtiger Praxiserfahrung während des Studiums zulässt. Auch ich habe vor meinem Studium eine Banklehre absolviert. Zuletzt würde ich Studierenden bei der Suche nach Praktika oder einer Arbeitsstelle empfehlen, sich nicht nur auf die großen Konzerne zu konzentrieren, sondern auch kleinere oder mittelständische Arbeitgeber in Betracht zu ziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man dort viel schneller auch verantwortliche Positionen erreichen kann. Nichts motiviert mehr und bringt mehr Spaß im Beruf als die Übernahme von Verantwortung und das damit dokumentierte Vertrauen.

FORUM: Inwiefern fühlen Sie sich Ihrer Alma Mater verbunden?
Bleck:
In Verbundenheit zu „meiner“ Universität Mannheim war es für mich vor Jahren keine Frage, Mitglied von ABSOLVENTUM zu werden. Durch den regelmäßigen Newsletter bleibe ich mit der Universität in Kontakt und erfahre vieles über die dortigen Veränderungen und aktuellen Hochschulthemen. Daneben bietet mir ABSOLVENTUM ein interessantes, national und international umspannendes Netzwerk zum Knüpfen von Kontakten, was in der heutigen Zeit immer wichtiger wird. Die vielen angebotenen kulturellen Veranstaltungen konnte ich leider in der Vergangenheit meist aus Zeitgründen nur sehr selten nutzen. Außerdem stehe ich als Mentor im Mentoring-Programm zu Verfügung, auch wenn es in den letzten Jahren zu keiner geeigneten Mentoring-Partnerschaft kam – was sich hoffentlich in Zukunft ändern wird.