Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Dr. Michael Kost
Michael Kost studierte von 1985 bis 1990 Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Banken und Wirtschaftsprüfung an der Universität Mannheim. Im Jahr 1993 beendete er seine Promotion an der Universität Linz. Seit 2005 engagiert er sich im Förderkreis der Reiss-Engelhorn-Museen, seit 2009 als stellvertretender Vorsitzender.
FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Kost: Ich bin seit 2001 Geschäftsführer und Gesellschafter des mittelständischen Familienunternehmens Süddeutsche Emulsions-Chemie GmbH (SEC) in Mannheim. Unser in vierter Generation geführtes Unternehmen stellt unter anderem wässerige Wachsadditive und Polymerdispersionen her, die in Farben und Lacken, in Papier und in der Bauchemie zum Einsatz kommen. Der Gedanke der Nachhaltigkeit und die Verantwortung gegenüber der Umwelt sind wichtige Pfeiler unserer Firmenkultur. Wir verzichten bewusst auf den Einsatz von organischen Lösungsmitteln. Unsere Additive basieren auf Wasser sowie unbedenklichen Rohstoffen und sind daher umweltverträglich. In diesem Jahr feiert unser Unternehmen seinen hundertsten Geburtstag.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Kost: Die Ich bin nach meinem Studium zu Roland Berger in die Strategieberatung nach München gegangen und habe mir dort sozusagen die ersten Sporen verdient. Die meiste Zeit verbrachte ich dann in Berlin, wo ich bei der Treuhandanstalt für die Privatisierung ostdeutscher Betriebe eingesetzt wurde. Letztendlich war mir die Strategieberatung zu unpersönlich und ich merkte, dass ich direkt in einem Unternehmen dauerhaft Fuß fassen wollte. Parallel arbeitete ich an meiner Doktorarbeit, die ich während einer einjährigen Auszeit abschloss. Nach meiner Promotion wurde ich Vorstandsassistent in der Fuchs Petrolub AG in Mannheim. Da ich schon immer eine internationale Ausrichtung hatte, war ich viel im Ausland unterwegs, darunter ein dreiviertel Jahr in Australien und später vier Jahre als Managing Director in England für Fuchs UK. Als mich mein Vater 2000 fragte, ob ich ins familieneigene Unternehmen einsteigen wollte, habe ich nicht lange gezögert. Während meiner Schul- und Studienzeit hätte ich mir das nie vorstellen können, da ich mich immer selbst durchbeißen und mir eine Karriere außerhalb des Familienunternehmens aufbauen wollte. Das hatte ich zu diesem Zeitpunkt erreicht – ich habe diesen Schritt nicht bereut.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Kost: Studienzeit in Mannheim war eine sehr schöne Zeit. In meinem Studiengang wurden alle Wirkungsbereiche der Psychologie abgedeckt und ich habe während des Studiums vieles gelernt, was für meine spätere Selbstständigkeit von großem Nutzen war. Wir hatten viele Freiheiten und mussten unser Studium – anders als heute – selbst organisieren. Diese Mischung aus Arbeit und Freiheit hat mir sehr gut gefallen. Seit 2009 habe ich einen Lehrauftrag an der Hochschule für Technik in Stuttgart und darf dort meine Erfahrungen an Studierende weitergeben.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Kost: Während meiner Schulzeit konnte ich mir vorstellen, sowohl Medizin als auch BWL zu studieren. Nach einem Praktikum im Mannheimer Theresien-Krankenhaus, bei dem ich auch die Möglichkeit hatte, bei Operationen zuzusehen, entschied ich mich dann doch für die Betriebswirtschaftslehre. Bevor ich begann, an der Universität Mannheim zu studieren, habe ich eine klassische Banklehre gemacht, um die nötige Praxiserfahrung zu bekommen. Das Studium lehrte mich, das theoretische Fundament der Betriebswirtschaftslehre zu verstehen und ich habe gelernt, mich intensiv mit Studieninhalten auseinander zu setzen, auch wenn sie mir nicht immer sinnvoll erschienen. Hier ist Durchhaltevermögen gefragt, auch das habe ich an der Uni gelernt. Während meines Studiums war ich in der Studierendeninitiative AIESEC sehr aktiv. Ich hatte bereits während meiner Schulzeit eine internationale Perspektive, die ich bei meiner Arbeit bei AIESEC noch weiter ausprägen konnte. Dieses Interesse und die Erfahrungen waren dann nach meinem Studium wieder bei Roland Berger wichtig, wo ich mich stark mit der Industrieprivatisierung in Osteuropa beschäftigte.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Kost: Die Vorlesungen in Bankbetriebslehre bei Prof. Dr. Wolfgang Gerke. Sein Markenzeichen war eine selbstgebundene Fliege und er hatte die Angewohnheit, während der Vorlesung wahllos auf Studierende zuzugehen und sie nach ihrer Meinung zu einem vorlesungsrelevanten Thema zu fragen. Das waren Fragen wie „Stellen Sie sich vor, Sie wären Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank und müssten jetzt dieses oder jenes Problem lösen – Was würden Sie tun?“ Da musste man immer auf der Hut sein, um sich nicht zu blamieren. Das war mitunter auch sehr peinlich, aber eben auch lehrreich. Ich habe sehr viel bei ihm gelernt. Und natürlich sind mir auch die legendären Norweger-Feten noch in bester Erinnerung; auf die sind übrigens nach meinen Erzählungen schon meine Töchter neugierig geworden.
FORUM: Sie sind in Mannheimer Kunst– und Kultureinrichtungen aktiv. Welche Rolle spielt Kunst in Ihrem Leben?
Kost: Ich bin seit 2005 ehrenamtlich im Förderkreis der Reiss-Engelhorn- Museen (rem) aktiv. Seit 2009 bin ich der stellvertretende Vorsitzende. Das ist eine spannende und zeitintensive Aufgabe, die ich als extrem wichtigen Gegenpol zum Berufsleben sehe. Ich betrachte die Beschäftigung mit Kunst und Kultur als Ausgleich, der das Denken in anderen Bereichen fordert und fördert. Denn Künstlerinnen, Künstler und Museumsleute „ticken“ anders – das merke ich auch im Austausch mit den Beschäftigten in den Reiss-Engelhorn-Museen. Diese Erfahrung empfinde ich als sehr spannend und bereichernd für meine eigene Arbeit.
FORUM: Welchen Mehrwert sehen Sie für Studierende der Universität Mannheim, sich mit Kunst zu beschäftigen?
Kost: Das Studium ist heute leider sehr verschult und man konzentriert sich zu sehr auf die Noten. Studierende brauchen Impulse von außen, sollten in unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen sammeln, um einen anderen, unvoreingenommenen Blick auf die Dinge zu bekommen. Das kann durch Aktivitäten in studentischen Initiativen oder in Kultureinrichtungen geschehen. Einen besonderen Mehrwert sehe ich im studentischen Engagement im remClub, einer Untereinrichtung unseres Förderkreises, der sich speziell an junge Menschen richtet, die sich über Kunst und Kultur austauschen wollen. Sie erhalten hier einen einmaligen Einblick in den Backstage-Bereich eines international bedeutenden Museums mit seinen vielfältigen Ausstellungen plus inspirierende Gespräche mit Kulturschaffenden. Beim Engagement in einer solchen Einrichtung erlernt man wichtige Soft-Skills, die man im Studium nicht vermittelt bekommt. Das ist ein solides Fundament, mit Menschen und Problemstellungen umzugehen und fördert das „sich eindenken“ in Organisationen. Junge Menschen müssen lernen, Kunst als Mehrwert für das eigene Leben zu betrachten.
FORUM: Fühlen Sie sich Ihrer Alma Mater noch verbunden?
Kost: Ja! Die Universität Mannheim war immer sehr gut und wird es auch bleiben – ich bin stolz darauf, hier studiert zu haben. Für mich als überzeugten Mannheimer war die Universität immer ein fester Bestandteil dieser Stadt. Ich halte den Kontakt durch meine Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM und durch die enge Kooperation des Förderkreises der Reiss-Engelhorn-Museen mit ABSOLVENTUM und der Universität. Das ist eine gelungene Synthese und man trifft sich immer wieder bei gemeinsam angebotenen Veranstaltungen und tauscht sich aus. ABSOLVENTUM ist es geglückt, sich als eine der ersten Alumni-Vereinigungen einer renommierten deutschen Universität erfolgreich zu etablieren und regional und überregional sichtbar zu sein. ABSOLVENTUM ist ein absolutes Plus für die Universität Mannheim.
Interview: Christian Haas | Foto: Nikolai Huland | März 2013