Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Robert Rudnick
Robert Rudnick studierte von 2000 bis 2006 Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunktfächern Marketing und Industriebetriebslehre an der Universität Mannheim.
FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Rudnick: Ich bin, zusammen mit zwei Freunden, Gründer und Geschäftsführer des Unternehmens Coffee Circle. Wir sind Pioniere einer neuen Art des Handels, verkaufen herausragende äthiopische Kaffees und finanzieren hiermit unsere eigenen Entwicklungsprojekte bei den Kaffeebauern. Wir verstehen uns als Bewegung und glauben, dass unser Beispiel Schule machen wird. Nicht nur, weil wir wesentlich mehr, konkretere und transparentere Unterstützung leisten als alle vergleichbaren Fairtrade-Systeme, sondern auch, weil wir der Überzeugung sind, dass Verbraucher lernen werden, wie groß ihr Recht auf Information zu ihren Produkten ist. Man kann es Konsumdemokratie nennen.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Rudnick: Zum einen meine drei Jahre als Unternehmensberater bei Roland Berger. Ich hatte das Glück, einen sehr guten Mentor und erfahrene Kollegen zu haben, von denen ich viel lernen konnte. Prägend war mein zehnmonatiger eigenverantwortlicher Projektaufenthalt in Abu Dhabi. Ich habe in mehreren Ländern die unterschiedlichsten Projekte bearbeitet. Themen waren etwa die Strategie eines führenden Kongresszentrums, die mediale Vermarktung der Fußball-Bundesliga oder die Gründung des deutschen America’s Cup Teams. Zum anderen waren die letzten anderthalb Gründungsjahre unglaublich vielseitig und intensiv. Anfangs war alles neu: Der Name, das Logo samt Design, die Produktstrategie, die Kaffeeauswahl – da mussten wir uns ganz schön durchhangeln und haben viel gelernt. Mittlerweile haben wir unsere Aufgabenfelder klar abgesteckt und jeder von uns dreien reift in seinem Bereich zum Experten.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Rudnick: Zuerst fallen mir meine vielen guten Freunde ein, die ich während des Studiums kennengelernt und durch die Beraterzeit gerettet habe. Ähnlich wie bei Unternehmensberatungen ist der jahrelange Auswahlprozess an der Uni so hart, dass am Ende eine Menge großartiger Persönlichkeiten übrig bleiben. Als ich mein Studium begann, besuchte ich die allgemeinen BWL-Vorlesungen mit weit über 1.000 anderen. In den Vorlesungen, Übungen und bei den Klausuren lernt man am Ball zu bleiben und sich durchzusetzen. Ich weiß nicht, wie die Ausbildung heute ausgerichtet ist, aber ich hätte mir mehr Fallstudien, Präsentationen und anwendungsorientierte Inhalte gewünscht. Zusammenfassend habe ich aber vor allem gelernt, das große Ganze zu sehen und zu verstehen – abstraktes Denken eben.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Rudnick: Ich bin mit der Uni-Mannschaft deutscher Hochschulmeister im Hockey geworden. Das waren immer super Turniere mit vielen Hockey- Spielern aus der Region und natürlich auch von anderen Unis. Einer unserer Mitspieler ist dann in Peking sogar Olympiasieger geworden.
FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Rudnick: Drei Dinge: Erstens, geht unbedingt ins Ausland. Und zwar in ein Land, in dem Ihr nicht den gleichen Studienaufwand habt wie in Mannheim. Genießt das Leben und habt genug Zeit für eine neue Kultur. Zweitens, schaut über den fachlichen Tellerrand und beschäftigt Euch nebenbei mit einem ganz anderen Thema. Ansonsten ist man am Ende des Studiums zu einseitig im BWL- und Effizienz-Denken verhaftet. Drittens, sammelt Online-Erfahrung. Alles migriert ganz oder teilweise ins Internet. Sammelt früh Erfahrung in einem Internet- Unternehmen, das nicht zu groß ist, wächst und professionell geführt wird. So könnt Ihr kreativ sein, Euch Aufgaben suchen und Verantwortung übernehmen.
FORUM: Bringen Sie einen bestimmten Wertekanon mit der Universität Mannheim in Verbindung?
Rudnick: Ich war studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Public und Nonprofit- Management von Prof. Dr. Peter Eichhorn. Für mich ist deshalb neben der fachlichen Exzellenz auch das humanistische Bildungsideal ein Wert, den ich mit Mannheim verbinde.
FORUM: Welche Werte sollten an der Universität Mannheim vermittelt werden?
Rudnick: Die Universität bildet Menschen aus. Die Wissenschaftler haben die Möglichkeit, Diskurse und Fallbeispiele vorauszuwählen, Themen zu besetzen. Ich erwarte deshalb, dass sie ein Bewusstsein für die gesellschaftliche Verantwortung wecken, die man als Leistungsträger hat. Jeder wird in seinem Leben mehrere Male unbeobachtet die Entscheidung zwischen richtig und falsch treffen müssen. In solchen Situationen hilft es, wenn man einen gefestigten Wertekanon hat und derartige Situationen abstrakt oder konkret schon einmal aus verschiedenen Perspektiven und mit den Konsequenzen durchdenken musste.
FORUM: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM MANNHEIM?
Rudnick: Ich bewundere vor allem amerikanische Unis dafür, wie professionell und strukturiert sie ihre Alumni-Organisationen managen. Das wünsche ich mir für meine Alma Mater auch und bin deshalb seit dem ersten Tag nach dem Abschluss dabei. So bleibe ich auch mit der Uni und ihren Themen im Kontakt. Die Entwicklungen interessieren mich und werden im Newsletter und vom FORUM gut abgedeckt. Über die Anfang Juni neu gegründete Regionalgruppe Berlin lerne ich zudem interessante Leute kennen, die überwiegend älter sind als ich und mit denen mich viel verbindet. Auch das ermöglicht mir Blicke über den eigenen Tellerrand.
FORUM: Was würden Sie gerne an ABSOLVENTUM MANNHEIM verbessert sehen?
Rudnick: Ich finde die derzeitige Arbeit effizient und professionell. Ich denke, dass die nächsten Entwicklungssprünge nach den ersten großen Einzelspenden kommen.
Interview: Christian Haas | Foto: privat | August 2011