Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Jörg Brodersen
Jörg Brodersen studierte von 2000 bis 2006 Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim mit den Schwerpunktfächern Betriebswirtschaftliche Steuerlehre, Bank- betriebslehre & Finanzierung und Marketing.
FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Brodersen: Ich arbeite als Manager am German Desk von Ernst & Young in New York und berate US-amerikanische Unternehmen in deutschen und internationalen Steuerfragen.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Brodersen: Ich habe im BWL-Studium Steuerlehre vertieft und erste Erfahrungen in verschiedenen Praktika gesammelt. Über das AIESEC Forum Mannheim bin ich mit Ernst & Young in Kontakt getreten und dort im September 2006 in den Bereich International Tax Services in Stuttgart eingestiegen. Von großer Bedeutung war natürlich die Bestellung zum Steuerberater im Februar 2009: Auf diese Prüfung muss man sich lange und intensiv parallel zur beruflichen Tätigkeit vorbereiten. Im Sommer 2009 bot sich mir dann die Möglichkeit, für knapp ein Jahr an das German Desk in New York zu wechseln. Gemeinsam mit unseren US-Kollegen und den Mitarbeitern an weiteren internationalen Desks entwickeln wir hier vornehmlich Ideen für die Strukturierung von US-Konzernen mit Auslandsbezug. Nach meiner Entsendung werde ich zu Ernst & Young nachStuttgart zurückkehren.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Brodersen: Fachwissen ist schnell veraltet, gerade im Steuerrecht. Doch man darf nicht unterschätzen, dass sich neues Wissen deutlich einfacher erlernen lässt, wenn bereits eine fundierte Basis besteht. Diese Basis bekommt man in Mannheim exzellent vermittelt. Zudem habe ich sehr von den Möglichkeiten profitiert, die die Studentenorganisationenbieten. Ich habe mich bei AIESEC engagiert, dort verschiedene Projekte geleitet, Trainings gegeben und das Lokalkommitee ein Jahr als Präsident geführt. Von den Organisations- und Präsentationsfähigkeiten, die ich dort erlernen konnte, profitiere ich noch heute.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Brodersen: Unvergesslich sind natürlich die Schneckenhofparties oder die Grillabende auf den Rheinwiesen. Insgesamt habe ich besonders die Freiheit genossen, die es in dieser Form im Berufsleben nicht mehr gibt. Im Studium ist man nur sich selbst gegenüber verpflichtet, was man ausnutzen muss. Allerdings war natürlich nicht alles toll: Geradeim Grundstudium waren die Hörsäle überfüllt. Ich habe so einige Vorlesungen auf der Treppe oder im Gang gesessen – oder dann gar nicht mehr besucht.
FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Brodersen: Ohne gute Noten kann der Berufseinstieg schwierig sein. Doch danach ist die Persönlichkeit entscheidend. Hier bieten die Studentenorganisationen hervorragende Möglichkeiten, früh Verantwortung in einem Maße zu übernehmen, wie es in Unternehmen oft erst nach einigen Berufsjahren möglich ist. Wer bereits im Studium lernt, ein Team zu führen und ein Projekt zu planen, zu finanzieren, zu vermarkten und zum Erfolg zu bringen, dem wird es auch später leicht fallen. Das ist mit den Bachelorstudiengängen sicher nicht einfacher geworden, denn sie verleiten eher zum Schmalspurstudium. Da ist es umso wichtiger, sich auch jenseits des Hörsaals nach spannenden Aufgaben umzusehen.
FORUM: Welchen Stellenwert räumen Sie Absolventennetzwerken in der heutigen Zeit, im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken, ein?
Brodersen: Kontakte aus Absolventennetzwerken haben eine besondere Intensität, denn man teilt die gemeinsame Vergangenheit im Hörsaal. In Deutschland spielen Alter, Rang und Titel noch immer eine große Rolle, und diese Hierarchiebarrieren lassen sich viel leichter überwinden,wenn man gemeinsame Erinnerungen an die Studienzeit teilen kann. Private Freundschaften hingegen lassen sich nicht immer so leicht mit Geschäftsbeziehungen vereinbaren. Absolventennetzwerke können daher ein gutes Mittel aus gemeinsamem Nenner und notwendiger Distanz bieten.
FORUM: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM MANNHEIM?
Brodersen: Über ABSOLVENTUM MANNHEIM bleibe ich der Universität verbunden und über aktuelle Entwicklungen informiert. Ich fühle mich immer noch als Teil der Uni. Leider schaffe ich es viel zu selten, an den zahlreichen Veranstaltungen teilzunehmen. Aber zumindest das Schlossfest und die Alumni-Feiern sind jedes Jahr fest eingeplant.
FORUM: Was würden Sie gerne an ABSOLVENTUM MANNHEIM verbessert sehen?
Brodersen: Ich bin erst zum Ende meines Studiums auf ABSOLVENTUM MANNHEIM aufmerksam geworden. Doch auch ein Absolventennetzwerk sollte sich bereits früh an die Studenten wenden und die Vorteile aufzeigen. An vielen privaten Hochschulen ist „networking“ schon während des Studiums selbstverständlich; nicht nur untereinander, sondern gerade zwischen Studenten und Absolventen. Dadurch funktioniert auch der Übergang vom Studium ins Berufsleben reibungslos. Hier hat die Uni Mannheim noch Nachholbedarf und ABSOLVENTUM kann dabei vielleicht noch mehr Unterstützung leisten.
Interview: Kristin Bartylla | Foto: privat | August 2010