Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Jochen Tscheulin
Jochen Tscheulin hat an der Universität Mannheim Politik- und Medienwissenschaften, Germanistik und Philosophie studiert. 1996 schloss er das Studium als Magister ab. Noch heute profitiert er im Beruf von den Fertigkeiten, die er während seiner Studentenzeit erwarb.
FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Tscheulin: Ich bin Geschäftsführer bei IFOK, Institut für Organisationskommunikation. Wir sind eine der führenden Kommunikationsberatungen und begleiten mit rund 100 Beratern Unternehmen, politische Institutionen und Verwaltungen bei Veränderungsprozessen. Uns treibt die Überzeugung, dass Wandel nur gemeinsam mit den Betroffenen erfolgreich ist. Daher setzen wir auf neue Formen der Kommunikation und Beteiligung. Sei es bei Restrukturierungen in Unternehmen, bei großen Infrastrukturmaßnahmen wie dem Ausbau des Frankfurter Flughafens oder der Gestaltung zukunftsfähiger Arbeitsmarktpolitik - wir unterstützen Regionen wie die Metropolregion Rhein-Neckar bei der Profilierung genauso wie wir den ersten Dialogprozess gestaltet haben, in dem in allen europäischen Mitgliedstaaten Bürger gemeinsam über die Zukunft Europas berieten.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Vor meinem Einstieg bei IFOK war ich fünf Jahre bei der Gesellschaft für Zeitungsmarketing mitunter für Markt- und Mediastudien verantwortlich. Daneben führte ich für die Messe Frankfurt über vier Jahre PR-Erfolgskontrollen durch. Das methodische Rüstzeug habe ich mir unter anderem bei meiner studienbegleitenden Mitarbeit beim Mannheimer Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA) zugelegt. Bei IFOK bin ich eingestiegen, als das Unternehmen gerade ein Jahr alt war. So habe ich die gesamte Wachstumsphase hin zu einem international agierenden Mittelständler nicht nur miterlebt, sondern auch mitgestalten können. Zunächst habe ich den Bereich Beschäftigung aufgebaut und diesen zunehmend um Personalthemen erweitert, bevor ich vor zwei Jahren mit der Geschäftsführung auch für unseren internen Personalbereich die Verantwortung übernommen habe. Dies bedeutet nicht nur, die stetige Weiterentwicklung der Mitarbeiter im Blick zu haben, sondern sich auch um hochqualifizierten Nachwuchs zu kümmern.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Es sind vor allem zwei Dinge, die bis heute wirken. Zum einen die Freiheit, in alle Richtungen zu denken, Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen aufzusaugen und in der Diskussion den Geist zu bilden. Und damit ist Uni viel mehr als nur ein Ort, an dem man einen akademischen Grad erwirbt. Das zweite ist sicherlich, das Lernen zu lernen, sich in kürzester Zeit komplexe Sachverhalte zu erschließen und mit vorhandenem Wissen zu verknüpfen. Etwas, was heute mehr denn je unverzichtbar ist. Das immer schnellere Anwachsen von Informationen und die zunehmende Veränderungsdynamik fordern von uns die Bereitschaft und Fähigkeit zu lebenslangem Lernen. Den Spaß daran und die Fertigkeiten dazu habe ich sicher wesentlich aus der Uni Mannheim mitgenommen.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Ich habe mein Studium in politisch aufwühlenden Zeiten begonnen. Mir ist noch heute vor Augen, wie betroffen wir Studenten das Massaker am Platz des himmlischen Friedens in Peking verfolgten und mit welch euphorischer Stimmung die Öffnung der Mauer auch in Mannheim begleitet wurde. Ansonsten sind es die Erinnerungen an viele lange Nächte, in denen Referate zu Ende gebracht oder bei Wein und Käse die vielfältigsten Themen heftig diskutiert wurden.
FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Das ist eine schwierige Frage, weil man immer dazu neigt, eigene Maßstäbe anzulegen. Ich schaue als Personalverantwortlicher zwar darauf, wie gut jemand seinen Abschluss gemacht hat, nicht aber, wie schnell. Vielmehr interessiert mich, was neben dem Studium von Bedeutung war. Hat er oder sie sich mit der Praxis auseinandergesetzt, nebenher gearbeitet oder sich sozial engagiert? Ich studierte insgesamt fast sieben Jahre - allerdings habe ich seit dem ersten Semester nebenher in Projekten gearbeitet, von denen ich noch heute profitiere. Und die letzten zwei Jahre meines Studiums arbeitete ich bereits drei Tage die Woche in fester Anstellung. Entscheidend ist sicher der Blick über den Tellerrand und die Begeisterung, mit der man sich neuen Herausforderungen stellt.
FORUM: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM MANNHEIM?
Es ist der Grundgedanke des Gebens und Nehmens. Zum einen kann ich etwas zurückgeben und Studierenden als Mentor zur Verfügung stehen. Zum anderen ist es für ein wachsendes Unternehmen in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels hilfreich, im Netzwerk einer der führenden Hochschulen aktiv zu sein.
FORUM: Was würden Sie gerne an ABSOLVENTUM MANNHEIM verbessert sehen?
Betz: Die positive Entwicklung zu einem der besten Alumni-Netzwerke in Deutschland konsequent weiter auszubauen.
Interview: Melanie Weil | Foto: IFOK GmbH | März 2009