Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Thomas Fell
Thomas Fell hat an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Marketing, Internationales Management und Bankbetriebswirtschaftslehre studiert. Von 1998 bis 2002 absolvierte er ein berufsbegleitendes MBA-Studium an der Henley University in London. Seiner deutschen Alma Mater ist der 40jährige Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH nicht nur durch seine Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM treu geblieben. Seit September dieses Jahres engagiert er sich als Beiratsmitglied am neuen Zentrum für Wirtschaftsinformatik der Universität Mannheim.
FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Fell: Ich bin Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH und außerdem seit Mai 2007 verantwortlich für das Mittelstandsgeschäft und den Geschäftskundenvertrieb der IBM in Deutschland. In dieser Rolle verantworte ich sämtliche Marketing- und Vertriebsaktivitäten, die zur Entwicklung dieser wichtigen Geschäftsfelder notwendig sind. Gerade die Entwicklung und Vermarktung unseres Leistungsversprechens für den deutschen Mittelstand sind im Moment meine spannendsten Tätigkeitsfelder. Als sogenannter „Global Player“ verfügt IBM über eines der breitesten Angebote von Hardware, Software und Service-Leistungen im IT-Markt. Dieses Leistungsspektrum auf die Bedürfnisse unserer mittelständischen Kunden zu adaptieren, ist eine herausfordernde und vielschichtige Aufgabenstellung.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Fell: Bei IBM startete ich 1993 in Frankfurt und war zunächst in unterschiedlichen Service- und Vertriebsfunktionen im Geschäftsbereich Handel tätig. Danach war ich im gleichen Bereich als Vertriebsdirektor für große, zum Teil international tätige Handelskunden zuständig. Vor meiner jetzigen Aufgabe leitete ich als Direktor den IBM Geschäftsbereich Handel, Dienstleistungen, Transport und Touristik Deutschland mit Sitz in Frankfurt und war verantwortlich für sämtliche Geschäftsaktivitäten der IBM für diese Branchen. Bei allen Entwicklungsschritten ist es wichtig, einen „roten Faden“ beizubehalten. Bei mir war das für lange Zeit die Afinität zu vertrieblichen Tätigkeiten im Umfeld der Handelskonzerne. Im Übrigen wurde die Saat für diese Kompetenz bereits im Studium von Prof. Dr. Dichtl gelegt, dessen Lehrstuhl einen Fokus auf Handels- und Konsumgütermarketing hatte.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
Fell: Heute blicke ich mit Respekt und Hochachtung auf die Zeit in Mannheim zurück. Die Uni Mannheim und der Studiengang BWL hatten bereits in meiner aktiven Studienzeit zu Recht einen exzellenten Ruf. Bedingt durch das herausfordernde Pensum lernte ich in dieser Zeit vor allem zu lernen. In einer begrenzten Zeit komplexe Zusammenhänge zu erarbeiten, zu verstehen und auf andere Sachverhalte anzuwenden, sind gelernte Kompetenzen, die ein Leben lang bei allen neuen Herausforderungen hilfreich zur Seite stehen. Kontinuierliche Veränderungen und immer schnellere Zyklen werden von jedem Einzelnen in seinem Berufs-, aber auch Privatleben ein lebenslanges Lernen und Bereitschaft zur nachhaltigen Veränderung erfordern. Die Halbwertszeit des Faktenwissens sinkt dramatisch, und das bei einer Explosion neuer Informationen. Schätzungen gehen davon aus, dass in diesem Jahr weltweit rund 1,5 Exabyte an neuen Daten erzeugt werden. Das sind mehr als in den zurückliegenden 5.000 Jahren zusammen. An der Uni Mannheim wurde ich perfekt auf diese Anforderungen vorbereitet.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Fell:In meine Studienzeit fällt der Fall der Mauer, eine sehr intensive und ereignisreiche Zeit, die auch das studentische Leben beeinlusste. In sehr positiver Erinnerung ist mir das Engagement von Prof. Dr. Dichtl geblieben, der einen direkten und nachhaltigen Austausch mit der Universität Dresden aufbaute und so den studentischen Austausch schnell und unmittelbar ermöglichte.
FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Fell: Lassen Sie mich auf das aktuell im Umlauf beindliche YouTube-Video referenzieren, das auch durch die diesjährige IBM CEO Study bestätigt wird: Shift Happens! Kenntnisse und Erfahrungen werden gleichermaßen unser Berufsleben dominieren, aber anders, als es in der Vergangenheit der Fall war. Aktuelle Untersuchungen ergaben, dass es die prognostizierten Top-Ten-Berufe für das Jahr 2010 im Jahr 2004 noch gar nicht gab. Das heißt im Grunde, dass wir unsere Studenten auf Tätigkeiten vorbereiten müssen, die noch nicht existieren, die sie mit noch nicht erfundenen Technologien bewältigen werden, um Probleme zu lösen, von denen wir heute noch nicht wissen, dass wir sie haben werden! Studenten müssen sich einen 360-Grad-Blick erarbeiten und nicht nur offen, sondern regelrecht „hungrig nach Veränderung“ sein. Nur wer von Natur aus revolutionär denkt, wird die Möglichkeiten für neue Chancen und Märkte in einer globalen Welt rechtzeitig erkennen und umsetzen können.
FORUM: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM MANNHEIM?
Fell: Zugegebenermaßen ist es eine große Portion Verbundenheit zur Uni Mannheim, aber das alleine reicht dauerhaft sicherlich nicht für eine aktive Mitgliedschaft aus. Ich persönlich möchte die Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM als Brücke zwischen Unternehmen und der Universität nutzen – gewissermaßen als Katalysator für Ideen und Innovationen in der Zusammenarbeit.
FORUM: Was würden Sie gerne an ABSOLVENTUM MANNHEIM verbessert sehen?
„From good to great“. Wenn es ABSOLVENTUM weiter gelingt, das Angebot nach „akademischer Herkunft“ und nach den unterschiedlichen Phasen des Berufslebens aufzufächern und kontinuierlich zu verbessern, werden sich noch mehr Studierende und Ehemalige angesprochen fühlen und ihr Engagement zeigen.
Interview: Melanie Weil | Foto: IBM. | Dezember 2008