Ein Wiedersehen im Schloss mit ... Agnes Kolodziej

Agnes Kolodziej hat Diplom-Anglistik mit wirtschaftswissenschaftlicher Qualifikation studiert und sich auf Internationales Management sowie auf Public and Nonprofit Management spezialisiert. Nach einem Auslandsaufenthalt an der University of North Carolina at Chapel Hill in den USA schloss sie ihr Studium im April 2005 an der Universität Mannheim ab.

FORUM: Welche berufliche Position haben Sie momentan inne?
Kolodziej: Ich arbeite als politische Referentin bei der kanadischen Botschaft in Berlin. Zu meinen Aufgaben gehört es, meine kanadischen Kollegen im dortigen Außenministerium regelmäßig über wichtige Entwicklungen in der deutschen Politik zu informieren, hochrangige Besucher bei ihren Reisen in Deutschland zu betreuen und ab und an Veranstaltungen für die Botschaft zu organisieren. Und um die häufigste Frage gleich vorab zu beantworten: Nein, ich bin keine Kanadierin. Da das kanadische System sehr viel offener ist als das deutsche, bietet es auch eine Reihe sehr interessanter Tätigkeitsfelder für Nicht-Kanadier und holt sich damit gleichzeitig lokale Expertise an Bord.
FORUM: Was waren die wichtigsten Meilensteine Ihrer beruflichen Karriere?
Nach meinem Studienabschluss habe ich ein Jahr an der Uni Mannheim an der Konzeption eines neuen Masterstudiengangs gearbeitet; eine sehr vielfältige und lehrreiche Tätigkeit, bei der ich „meine“ Alma Mater von einer ganz neuen Seite kennengelernt habe. Im Anschluss bin ich nach Berlin gegangen, wo ich zuerst im Referat für Nordamerika des Auswärtigen Amts tätig war. Als Referentin für Kanada habe ich dort sehr viel gelernt – organisatorisch, inhaltlich, persönlich. Zudem habe ich das Auswärtige Amt in einer besonders intensiven Periode kennengelernt: während der deutschen G8- und EU-Ratspräsidentschaft. Besonders die EU-Ratspräsidentschaft hat auch meine Arbeit stark beeinflusst. Unabhängig von beruflichen Tätigkeiten war für mich immer der Umgang mit anderen Kulturen prägend, der mich schon vor und während meines Studiums bei Praktika und im Auslandsstudium beeinflusst hat. Diese Erfahrungen helfen mir in meiner heutigen Position sehr. Sprachkenntnisse sind schließlich immer nur ein Aspekt.
FORUM: Welche Bedeutung hatte Ihre Studienzeit an der Universität Mannheim für Sie aus heutiger Sicht?
In meinem Studium habe ich mir sehr viel Fachwissen angeeignet – und vieles davon nie praktisch angewendet. Viel wichtiger erscheint mir daher aus der jetzigen Perspektive, dass ich gelernt habe, selbstständig und ausdauernd zu arbeiten, mit Leistungs und Termindruck umzugehen, mich immer wieder mit neuen, komplexen Themen auseinander zu setzen und Lösungen für Probleme zu finden. Außerdem hat mich die Studienzeit natürlich persönlich geprägt, ich habe wertvolle Erfahrungen gesammelt und viele gute Freundschaften geknüpft.
FORUM: Welches Ereignis Ihrer Studienzeit ist Ihnen in besonders guter Erinnerung geblieben?
Es sind weniger Ereignisse, sondern eher kleine Episoden: ein blühender Schlossgarten, Schneckenhof-Feten, interessante Seminare und Vorlesungen, die Erleichterung nach bestandenen Klausuren, meine verschiedenen Jobs an der Uni während und nach dem Studium. In guter Erinnerung sind mir aber vor allem die Menschen geblieben: nette Kommilitonen, tolle Kollegen und Chefinnen, Freundschaften, die weiter bestehen.
FORUM: Was würden Sie heutigen Studierenden Ihrer Fachrichtung raten, um beruflichen Erfolg zu haben?
Selbstvertrauen haben! Absolventen, die sich in ihrem Studium mit mehreren Fächern beschäftigt haben, haben einen ganz anderen Horizont und sind häufig flexibler im Lösen von Problemen und im Einarbeiten in neue Themenfelder. Außerdem kann ich nur jedem empfehlen, offen zu sein für Neues, außerhalb der gegebenen Strukturen denken zu lernen und schon im Studium möglichst viele Erfahrungen zu sammeln. Dass das vor allem im engen Zeitplan eines Bachelor-Studiengangs nicht immer einfach ist, ist mir wohl bewusst. Trotzdem lohnt es sich, das Studium als Möglichkeit des Entdeckens und der persönlichen Weiterentwicklung zu begreifen – es geht nicht nur um Noten.
FORUM: Was schätzen Sie besonders an Ihrer Mitgliedschaft bei ABSOLVENTUM MANNHEIM?
Die Universität Mannheim spielt mit ihrem Alumni-Netzwerk eine Vorreiterrolle. Das wurde mir besonders bewusst, als ich die Situation an deutschen und amerikanischen Universitäten im Vergleich gesehen habe. Auch wenn persönliche Freundschaften unabhängig von einem Alumni-Netzwerk erhalten bleiben, ist es schön, über ABSOLVENTUM weiterhin „dazuzugehören“.
FORUM: Was würden Sie gerne an ABSOLVENTUM MANNHEIM verbessert sehen, welche Anregungen haben Sie?
Durch meine persönliche Erfahrung und viele Gespräche mit Mannheimer Studierenden habe ich den Eindruck gewonnen, dass eine stärkere Beratung in Jobfragen sehr hilfreich wäre. Es könnten mehr Veranstaltungen angeboten werden, die den Austausch zwischen aktuellen und ehemaligen Studenten ermöglichen – denn aus den Erfahrungen anderer kann man viel lernen!

Interview: Melanie Weil | Foto: FORUM | Februar 2008