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#successstory mit Frank Halama
06.12.2021

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Unser Mitglied Frank Halama hat schon an vielen Orten dieser Welt gelebt und nennt aktuell gemeinsam mit seiner Frau Paris sein Zuhause. Wir haben ihn in unserer neuen #successstory danach gefragt, was seine liebste Erinnerung an sein Studium ist, wohin es ihn nach seinem Abschluss gezogen hat, wie sein Karriereweg aussah bzw. aussieht und was er aktuellen Studierenden der Universität Mannheim raten würde.

Sie wohnen momentan in Frankreich, doch wo genau liegen Ihre Wurzeln?
Ja, nach einigen Zwischenstationen wohnen wir aktuell in Frankreich und sind ungefähr 30 km vom Pariser Stadtzentrum entfernt. Ursprünglich komme ich allerdings aus Dirmstein bei Frankenthal, das ist in der Nähe von Mannheim, auf der anderen Rhein-Seite. Nach dem Schulabschluss hat in der Wahl der Universität auch die räumliche Komponente eine Rolle gespielt und Mannheim stand ganz oben auf der Liste. Hier war natürlich auch der gute Ruf ein Grund. Man musste sich damals über den Numerus Clausus bewerben und bekam dann einen Studienplatz zugewiesen, wusste aber nicht wo - man konnte allerdings Wünsche angeben und ich hatte Glück, dass mein Wunsch wahr geworden ist. Ein Jahr lang bin ich von zuhause aus gependelt, um dann für den Rest des Studiums in ein Studentenwohnheim zu ziehen.

Was genau haben Sie an der Uni Mannheim studiert?
Ich habe Volkswirtschaftslehre von 1990 bis 1996 im Diplom studiert. Ich hatte schon damals ein Interesse an Wirtschaftswissenschaften und fand Volkswirtschaft damals interessanter als BWL - was immer noch einen großen Teil des Grundstudiums ausgemacht hat -, weil ich die makroökonomischen Zusammenhänge und die wirtschaftlichen Entwicklungen von Ländern interessant und spannend fand und herausfinden wollte, was so dahinter steckt. Nach dem Grundstudium habe ich dann ein Jahr an der University of Wales in Swansea verbracht. Swansea ist ja die Partnerstadt von Mannheim und es gab dort ein relativ großes Austauschprogramm - wir waren ungefähr zehn Studierende aus dem gleichen Jahrgang. Das war das erste Mal, dass ich länger im Ausland gelebt und so auch eine andere Art des Studierens kennen gelernt habe. Die Veranstaltungen in Mannheim waren ziemlich groß, in England gab es dagegen eher Kleingruppen. Die meisten von uns haben dort auch in einem sogenannten „Studentendorf“ gewohnt, wodurch der Zusammenhalt und Austausch natürlich ein ganz anderer war. Damals sind Freundschaften entstanden, die bis heute halten. Das war eine prägende Zeit. 1996 habe ich dann meinen Abschluss gemacht.

Was ist Ihre liebste Erinnerung an Ihre Studienzeit?
Es gab während meines Studiums wirklich viele Professoren, die ich sehr gut fand. Sie haben es verstanden, in den Wirtschaftswissenschaften eine Verbindung aus Praxis und Theorie herzustellen und zu erklären. Es gab damals außerdem schon Vorlesungen zu Themen wie "Umweltökonomik", da ging es zum Beispiel um die Bepreisung von CO2, wie kann man sozusagen marktwirtschaftlich Lenkungswirkung erzielen kann - dieses Thema gewinnt ja nur immer mehr an Bedeutung. Da war die Uni schon damals ihrer Zeit voraus.
Außerdem fand ich es toll, dass im Hauptstudium die Gruppen kleiner waren, das heißt, man hatte manche Veranstaltungen oder Seminare tatsächlich nur zu fünft oder sechst, da entsteht ein ganz anderer Austausch. Die meiste Zeit meines Studiums habe ich außerdem im Studentenwohnheim direkt am Herzogenriedpark gelebt, das war eine sehr schöne Erfahrung und man hatte ständigen Kontakt zu anderen Studierenden, auch von der Fachhochschule oder der Berufsakademie. Und natürlich die Feten - die waren schon damals ein fester Bestandteil des studentischen Lebens, den ich nicht missen möchte.

Wie ging es nach Ihrem Studium weiter?
Im Verlauf des Studiums habe ich mich in Richtung Banken und Finanzen spezialisiert - das war das Thema, das mir am meisten gefallen hat und das auch BWL und VWL gut kombinierte. Nach dem Studium, bin ich zuerst nach Frankfurt gegangen, zur damaligen DG Bank, heute DZ Bank, die Zentralbank der Genossenschaftsbanken. Dort habe ich ein Jahr lang ein Trainee-Programm in der volkswirtschaftlichen Abteilung absolviert - mit den Schwerpunkten Wertpapierhandel und Rentenanalyse.

Würden Sie sagen Ihr Studium an der Uni Mannheim hat Sie gut auf den Einstieg in das Arbeitsleben vorbereitet?
Auf jeden Fall. Bei meinem ersten Job war alles ziemlich nah an den Studiumsinhalten, die ich dann gut anwenden konnte, was mir sehr gut gefallen hat. Ich würde sagen, mein Studium hat mich sehr gut aufs Arbeitsleben vorbereitet, man merkt aber natürlich schon, dass man sich über die Jahre hinweg inhaltlich immer weiter von dem entfernt, was man im Studium gemacht hat. In der Regel orientiert man sich beim ersten Job noch stärker am Studium, da man es am besten kann und auch bei der Bewerbung angeben kann, was das Thema der Diplomarbeit war und, dass man sich daher gut für den Job eignet. Im späteren Leben entwickelt man sich weiter, bekommt neue Möglichkeiten und das ist gut: Man sollte ständig dazu lernen (wollen)!

Nach Frankfurt kam Berlin - was haben Sie dort genau gemacht?
Nach ungefähr zwei Jahren bekam ich das Angebot, zu Mercedes bzw. Daimler nach Berlin zu gehen und für deren Dienstleistungstochter Debis AG zu arbeiten. Ich hatte in Frankfurt zwar einen guten Job und war zufrieden, aber die Chance in Berlin und dort im Finanzbereich der Automobilfinanzierung zu arbeiten, empfand ich als einmalige Möglichkeit. Das war damals Ende der 90er Jahre, alles war im Umbruch, die Regierung war noch nicht einmal nach Berlin umgezogen, alles war noch sehr dynamisch. Ich war jung und ungebunden, also habe ich es einfach gemacht. Und bin heute noch im gleichen Unternehmen, insofern war das eine Entscheidung, die für mein Leben nicht ganz unwichtig war. Ich war dann auch ziemlich lange in Berlin und habe es nie bereut: Wer nicht wagt der nicht gewinnt! Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man manchmal einfach den Mut haben muss, etwas zu tun, auch wenn das ein Sprung ins Ungewisse ist. Vielleicht habe ich auch einfach Glück gehabt, aber es hat sich eigentlich immer bezahlt gemacht. Ich war dann ein paar Jahre in Berlin und dort haben meine Frau und ich auch unsere beiden Kinder bekommen. Und dann kam die nächste Chance.

Wie sah diese Chance aus?
Ab 2007 war ich zusammen mit meiner Familie drei einhalb Jahre in der Türkei. Die Kinder waren dann nicht mehr im Babyalter und ich hatte auch das Glück, dass meine Frau mich sehr unterstützt hat. Mein kleiner Sohn war damals im Kindergarten, meine große Tochter war in der Grundschule und so waren die beiden in einem Alter, in dem sie noch flexibel sind. Den Kindern und uns hat es in Istanbul sehr gut gefallen. Unsere Erfahrung im Ausland ist im Grunde, dass man schnell Kontakte knüpfen kann und Freunde und Bekannte findet - natürlich auch im deutschsprachigen Bereich, alleine schon dadurch, dass unsere Kinder auf eine deutsche Schule gingen. Die Integration in die „normale“ türkische Gesellschaft fand so leider nicht statt, denn wir sind als Ausländer doch aufgefallen. Aber genau aus diesem Grund war auch das eine wertvolle Erfahrung, denn dadurch konnte man lernen, wie man sich als Ausländer in einem fremden Land fühlt. Dieser andere Blick relativiert, wenn man zurück zuhause ist, sehr vieles und ist meiner Meinung nach für die persönliche Entwicklung sehr wertvoll.

Der nächste Schritt war dann Frankreich?
Zwischendurch sind wir nach Berlin zurückgekommen, wobei die Firma mittlerweile beschlossen hatte, den Hauptsitz der Dienstleistungstochter von Berlin nach Stuttgart zu verlegen. Daher sind wir dann zwischendurch nach Stuttgart gezogen. Von dort ging es dann nach Frankreich. Derartige Entsendungsverträge sind normalerweise auf drei Jahre angelegt. Wir waren eineinhalb Jahre hier, dann kamen Covid und der Lockdown, weswegen wir uns entschieden haben, unseren Aufenthalt hier zu verlängern. Wahrscheinlich bleiben wir noch einmal zwei Jahre länger hier, auch weil es mir beruflich großen Spaß macht und ich einiges angestoßen habe, das ich auch gerne bis zum Ende begleiten möchte. Unsere Kinder sind der Ausbildung und des Studiums wegen in Deutschland geblieben bzw. mittlerweile dorthin zurückgekehrt.

Welche Position haben Sie im Moment inne?
Wir sind die Tochtergesellschaft des Daimler-Konzerns in Frankreich, die sich „Mercedes-Benz Financial Services France“ nennt und hier für den französischen Markt für das Leasing und die Finanzierung der gesamten Fahrzeugpalette von Mercedes zuständig ist. Aktuell reicht diese noch vom Bus bis zum Smart. Das wird sich jedoch bald ändern, denn der Konzern wird in Zukunft in einen LKW- und einen PKW-Bereich aufgeteilt. Ich habe mich entschieden, beim PKW zu bleiben. Aktuell bin ich hier CFO, also Chief Financial Officer. Ingesamt bestehen wir aus 220 MitarbeitInnen, von denen mir in der Finanzabteilung ungefähr 20 direkt unterstehen. Dank der Funktion als CFO bin ich auch Mitglied im Executive Committee - so nennen wir die Geschäftsführung der lokalen Gesellschaft. „Mercedes Benz Financial Services France“ ist eine Landesgesellschaft, wodurch wir im Gegensatz zu einer Zentralfunktion näher am eigentlichen Geschäft sind und leichter wirklich Einfluss nehmen können und man auch oft direkt Ergebnisse sieht, was mir sehr viel Spaß macht.

Wie standen und stehen Sie mit ABSOLVENTUM in Verbindung?
Ich bin direkt nach meinem Studium Mitglied geworden und habe mich schon in Frankfurt immer wieder mit der Regionalgruppe getroffen, die damals bereits recht groß war. Auch mit der Gruppe in Berlin stand ich in Kontakt - dort hatten wir einmal ein Treffen mit einem Bundestagsabgeordneten, der in Mannheim studiert hat. Auch hier in Paris gibt es eine Ortsgruppe, die jetzt leider coronabedingt seit knapp zwei Jahren etwas ruht. Aber zu Beginn war ich hier auf einigen Treffen, zum Beispiel bei Stammtischen in verschiedenen Restaurants. Das habe ich immer als sehr schöne Möglichkeit gesehen, Leute mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und auch aus unterschiedlichen Jahrgängen kennen zu lernen, wobei man immer die Uni Mannheim so als Verbindungsglied hat. In Paris gibt es zum Beispiel einige Studierende im Auslandssemester oder die das Doppelstudium absolviert haben. Das finde ich sehr interessant: Mal zu hören, was am Schloss, in Mannheim und in der Uni so los ist.

Welchen Rat haben Sie denn für Studierende an der Uni Mannheim was ihren beruflichen Weg angeht?
Flexibel und offen bleiben für Neues und sich darauf einlassen. Neugierig bleiben! Ich merke das immer wieder bei der Arbeit und ja auch bei mir selbst: die Arbeitsinhalte ändern sich und entwickeln sich weiter, und man macht schon nach fünf Jahren selten noch das genau gleiche wie zuvor. Es ist eigentlich ein ständiger Wechsel, den man sich einfach (zu)trauen muss. Aber vor allem: Nicht absolut alles um jeden Preis machen; ich finde man muss eine Balance finden zwischen der Karriere, dem Leben und der Familie. Gerade bei den Auslandsaufenthalten ist es wichtig, dass die Familie mitzieht. Es gab zum Beispiel einmal ein vages Angebot, nach Singapur zu gehen, aber meine Frau bekam damals gerade unser zweites Kind. Daher haben wir uns dagegen entschieden - was ja in gewisser Weise auch Mut und das Vertrauen darauf erfordert, dass auch in Zukunft noch etwas Anderes und vielleicht sogar Besseres kommen wird.

Wir danken Herrn Halama herzlich für das interessante Gespräch und wünschen ihm für die Zukunft alles Gute!

Foto: Frank Halama
Text: Selina Supper

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